Respekt, bitte!
Klar ist, dass die Grundvoraussetzung dafür, dass Begegnungen von Hunden entspannt ablaufen, eine gegenseitige Rücksichtnahme und damit einhergehend ein respektvoller Umgang der Hundehalter*innen miteinander ist. Aber was kannst Du tun, wenn diese Voraussetzung einmal nicht gegeben ist?
Es ist wichtig zu wissen, dass ein frontales Aufeinander-Zulaufen, wie Du es sicher von Spazierwegen kennst, in Hundeaugen als eher forsche Kontaktaufnahme wahrgenommen wird und auch als Bedrohung aufgefasst werden kann. Vierbeiner untereinander bleiben zunächst immer wieder kurz stehen und signalisieren dem Anderen über entsprechende körpersprachliche Signale, ob sie eine Annäherung wünschen oder nicht. Außerdem wird blitzschnell die Mimik und das Verhalten des Gegenübers auf seine Gesinnung hin überprüft. Kurz vor einem eventuellen direkten Aufeinandertreffen laufen Hunde noch einen Bogen, um dann zu entscheiden, sich weiter anzunähern, vielleicht sogar anzugreifen oder auch verunsichert bis ängstlich abzudrehen.
Dieses natürliche Verhalten solltest Du Dir bei zukünftigen Hundebegegnungen vor Augen führen, denn Du kannst diese dementsprechend steuern und entspannen. Wenn Du das nächste Mal eine*n andere*n Hundehalter*in auf Dich und Deinen Vierbeiner zukommen siehst, empfiehlt es sich, Deinen Hund zunächst auf Deine linke, der anderen Person abgewandte Seite zu nehmen. Im Idealfall verhält sich Dein Gegenüber genauso. Dieses Vorgehen kann bereits ausreichen, um in etwas Abstand entspannt an einem anderen angeleinten Vierbeiner vorbeizugehen. Am besten übst Du vorab bereits ein entspanntes Bei-Fuß-Laufen an lockerer, kurzer Leine und das auch unter Ablenkung.
Annährung ja oder nein?
Um zu entscheiden, ob es zu einem Kontakt der Hunde kommen soll, ist es wichtig, dass Du Dich mit der anderen Person absprichst, ob sie etwas dagegen hat. Achtet dabei auf die Körpersprache Eurer Hunde, die Aufschluss darüber geben kann, wie interessiert die Vierbeiner an einer Annäherung sind und beobachtet beide Hunde durchgehend genau. Bei zwei angeleinten Hunden ist der direkte Kontakt aufgrund der eingeschränkten Bewegungs- und damit Kommunikationsmöglichkeiten normalerweise eher weniger empfehlenswert. Allerdings sollten die Vierbeiner ebenfalls nicht direkt ohne gegenseitige Absprache abgeleint werden, nach dem Motto „Die regeln das schon unter sich“. Berücksichtige immer, dass nicht jeder Vierbeiner immer wirklich Lust auf jeden Artgenossen hat.
Daraus ergibt sich, dass einander fremde Hund zunächst erst einmal angeleint sein sollten, ehe man sie unter Absprache der Halter*innen untereinander ableinen kann. Achtet darauf, ob beide Hunde an der Kontaktaufnahme interessiert sind. Trifft dies auf mindestens einen Vierbeiner nicht zu, bleiben beide Hunde an der Leine. Sicher kannst Du Dir jedoch vorstellen oder hast die Erfahrung selbst schon gemacht, dass dieser Idealablauf einer Hundebegegnung nicht immer der Realität entspricht. Es kann Dir immer passieren, dass Dein Gegenüber den eigenen Hund nicht anleint, geschweige denn unter Kontrolle hat, obwohl Dein Vierbeiner angeleint ist. Obwohl es grundsätzlich gut gemeint ist, Hunden möglichst viele Gelegenheiten zur innerartlichen Kontaktaufnahme zu geben, kann es doch auch Gründe geben, wie Krankheit, unzureichende Sozialisation, schlechte Erfahrungen, die es nötig machen, eine direkte Annäherung zu unterbinden. Besonders in solchen Situationen ist es wichtig, dass Du die andere Person schon auf die Entfernung hin bittest, ihren Hund anzuleinen und, wenn das nicht funktioniert, den Entgegenkommenden in einem großen Bogen ausweichst. Damit Dein Liebling sich nicht von dem freilaufenden Artgenossen bedroht fühlt, wenn dieser auf ihn zustürmt, kannst Du ihn schützen, indem Du ihn hinter dich nimmst, Dich selbst groß machst vor dem fremden Hund und diesen mit energischen Worten und entsprechend klarer Körpersprache und ernster Miene wegschickst. Wie bei der Erziehung ist auch hier Souveränität sehr wichtig, damit Dein Hund das Gefühl hat, dass er sich auf Dich verlassen kann und der andere Hund Dich ernst nimmt. Wenn Du unsicher bist, kann es schon helfen, einmal tief und bewusst durchzuatmen und Dich darauf zu fokussieren, dass Du und Dein Hund die Situation meistern könnt. Auf keinen Fall solltest Du hektisch oder nervös werden oder den anderen Hund anschreien.
Ein weiterer hilfreicher Tipp ist es, Deinen Vierbeiner mit einer kleinen Aufgabe zu beschäftigen, um ihn von seinem Artgenossen abzulenken. Du kannst mit dem Kommando „Schau“ beginnen, um seine Aufmerksamkeit auf Dich zu lenken und dann eine kleine Suchaufgabe anschließen, ihn etwas apportieren lassen, Kunststücke abfragen oder Gehorsamkeitslektionen einfordern. Lobe und belohne Deinen Liebling sofort, wenn er sich auf Dich konzentriert und vergrößere den Abstand zu dem anderen Hund, wenn dieser ihn weiterhin irritiert. Wenn Dein Hund dann gelernt hat, wirklich auf Dich zu achten, könnt ihr vorsichtig und langsam die Distanz zu dem Artgenossen verringern, ohne diesem zu nahe zu kommen und somit „unhöflich“ zu werden.