Wie kannst Du mit einer solchen Situation umgehen?
Hunde sind sehr soziale Tiere und dementsprechend häufig mit Artgenossen zusammen. Wir kennen es von uns selbst, dass bereits schon viel Zeit mit anderen Menschen zu verbringen, Konfliktpotenzial bergen kann. Wenn derartige Situationen zwischen Hunden entstehen, kann das eine herausfordernde, stressige und beängstigende Situation für die Tiere und Halter:innen sein. Gut zu wissen ist dabei aber, dass Hunde Konflikte erst einmal friedlich klären möchten, egal ob es sich um territoriale Probleme, Rangunsicherheiten, Ressourcenverteidigung oder andere Unsicherheiten und Ängste handelt. Um eine friedliche Lösung von Konflikten unterstützen zu können, ist es wichtig, dass Du weißt, auf welche Anzeichen Du achten musst und wie Du den Streit souverän schlichten kannst.
Mögliche Reaktionsmöglichkeiten der Tiere
Die Reaktionen von Hunden auf Konfliktsituationen sind denen von Menschen sowie vielen anderen Tieren sehr ähnlich. Es wird in bedrohlichen Situationen unbewusst und abhängig vom Charakter und bisherigen Erfahrungen zwischen fünf verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten entschieden, die alle auf unterschiedliche Weise ein Ausdruck des Stresses und der Alarmbereitschaft sind, in dem/der sich der Hund befindet. Die erste Option nennt sich Fiddle / Flirt und bezeichnet das Herumalbern, wenn das Tier in einer Konfliktsituation überfordert ist. Der Hund reagiert mit eher unpassend wirkendem Übersprungsverhalten, flitzt zum Beispiel herum, kratzt sich oder bellt. Ebenso kann es passieren, dass er über eine Spielaufforderung mit tiefgestelltem Vorderkörper versucht, die Situation friedlich zu deeskalieren. Eine andere Möglichkeit nennt sich Freeze, also Einfrieren. Der Hund bewegt einzelne Körperteile oder den gesamten Körper für eine sehr kurze, manchmal aber auch längere Zeit nicht mehr. Hierbei handelt es sich um einen Reflex, der in den Emotionen des Tiers begründet ist. Eine Extremform davon ist Faint, also das in Ohnmacht fallen. Diese Reaktion bezeichnet eine Schockstarre, in der der Hund nicht mehr ansprechbar ist, umfallen und vollständig abschalten kann. Faint kommt selten vor, zeigt jedoch, unter was für einem enormen Stress das Tier in der Konfliktsituation steht.
Die zwei wahrscheinlich bekanntesten Umgänge mit bedrohlichen Situationen sind jedoch Flight, also Fliehen und Fight, Kämpfen. Hunde, deren Körper sich auf Flight einstellen, möchten der Gefahrensituation ausweichen, verkriechen sich, wenden sich ab, gehen oder laufen weg, um sich wieder sicher zu führen und Distanz zwischen sich und die Gefahr zu bringen. Ein Problem bei dieser Reaktion ist, dass sie häufig durch Zäune oder eine Leine eingeschränkt wird. Bevor es zum Kampf kommt, probieren Hunde in der Regel alle anderen Reaktionsmöglichkeiten aus, um die Situation zu entschärfen. Während sie Fight also als letzten Ausweg sehen, passiert es leider häufig, dass wir Menschen die anderen Versuche nicht wahrnehmen, da sie teilweise sehr schnell durchlaufen werden können. Achte deshalb genau auf die Anzeichen Deines Vierbeiners in derartigen Situationen. Auch bei Fight kommt es erst einmal nur zu Drohsignalen wie Knurren, Zähne zeigen, eine aufrechte/angespannte Körperhaltung, Fixieren oder nach Luft schnappen. Erst wenn diese Signale keine Wirkung zeigen, kommt es zu einem Kampf.
Was tun, wenn es zu einem Kampf kommt?
Das Wichtigste ist, dass Du immer ruhig und besonnen mit der Situation umgehst und Deinem Hund ein Gefühl von Sicherheit vermittelst. Wenn zwei Hunde miteinander kämpfen, solltest Du versuchen, sie voneinander zu trennen, ohne Dich selbst in Gefahr zu bringen. Hierfür kannst Du auch Barrieren wie eine Leine, einen Stock oder eine Decke verwenden, um nicht selbst dazwischengehen zu müssen. Außerdem kann es helfen, wenn Du laut und kontrolliert „Nein“ oder „Stopp“ rufst, um die Aufmerksamkeit der Vierbeiner von ihrem Kampf abzulenken und möglicherweise den Angriff zu stoppen. Wenn bei einem Kampf Verletzungen entstehen, solltest Du diese am besten tierärztlich untersuchen lassen. Das ist neben dem Sammeln von Informationen über den anderen Hund und seine:n Halter:in besonders wichtig, sollten rechtliche Schritte erforderlich sein.
Wie kann ich Konflikte vermeiden?
Natürlich ist die Vermeidung von Konflikten der beste Weg, diese zu bewältigen. Achte hierfür in der Öffentlichkeit immer auf Euer Umfeld und besonders andere Hunde in Eurer Nähe. Wichtig ist zudem, dass Du aufmerksam bist in Bezug auf die fünf beschriebenen Reaktionsmöglichkeiten auf Konflikte, die Dein Vierbeiner sowie sein Gegenüber zeigen könnten. Wenn Du seine Anzeichen von Stress und Unsicherheit kennenlernst, kannst Du schwierige Situationen besser identifizieren und mit ihnen umgehen. Fallen Dir diese Verhaltensweisen häufig auf, bedeutet das, dass Dein Hund häufig überfordert und gestresst ist. Abgesehen von normalem Hundetraining, zum Beispiel in der Hundeschule, das durch eine gute Erziehung und Sozialisierung bei dem Umgang mit Konflikten helfen kann, kannst Du auch speziell derartige Situationen mit Deinem Vierbeiner trainieren und ihm helfen, entspannt zu bleiben. Zusätzlich ist es wichtig, dass Ihr Euch an Regeln wie eine Leinenpflicht, die in manchen Fällen und an manchen Orten gesetzlich vorgeschrieben ist, haltet, um Konflikte zu vermeiden.