Vorsicht mit Medizin für Menschen

Wenn wir selbst Schmerzen haben oder andere Krankheitssymptome, greifen wir häufig schnell in die Haushaltsapotheke nach zum Beispiel Ibuprofen oder Aspirin, ohne uns vorher ärztlich beraten zu lassen. Die Erfahrung hat uns dann in der Regel bereits gezeigt, welche Medikamente in welcher Situation Linderung verschaffen können und so können wir uns lange Wartezeiten in Wartezimmern sparen. Wenn unsere Vierbeiner krank sind, möchten wir ihnen natürlich auch so schnell wie möglich helfen. Das kann auch bedeuten, dass wir auch ihnen Medikamente geben müssen. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass Mittel, die uns Menschen helfen, sich nicht einfach auf unsere Haustiere übertragen lassen! Weil die gängigen Medikamente wie Ibuprofen, Aspirin und Paracetamol in fast jeder Hausapotheke zu finden, also schnell zur Hand, aber auch günstig sind, wird dieser Fehler jedoch häufig gemacht. Ungefähr jede:r dritte Heimterhalter:in gibt seinen/ihren Haustieren mindestens eines der drei Medikamente und gefährdet sie damit unwissentlich enorm. Wenn Dein Vierbeiner krank ist, solltest Du niemals auf tierärztliche Beratung verzichten, denn was für uns Menschen unbedenklich ist, kann bei Hunden schwere gesundheitliche Folgen haben.

Warum sind Ibuprofen und Co. so gefährlich?

Zwischen Hunden und Menschen bestehen bedeutende physiologische Unterschiede. Aus diesem Grund wirken Medikamente bei Hunden und Menschen unterschiedlich und lassen sich vor allem unterschiedlich gut abbauen. Der Körper verfügt über bestimmte Enzyme, die Medikamente angreifen. Diese Enzyme unterscheiden sich allerdings zwischen Menschen und Tieren, sodass Hunde pharmakologische Substanzen anders oder im Fall menschlicher Medikamente gar nicht abbauen. Aus diesem Grund sammeln sich diese Substanzen in der Leber oder Niere des Hundekörpers an, verbleiben dort und vergiften das Tier. Eine Vergiftung erkennst Du an Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magenkrämpfen, schwarzem Stuhl, Kraftlosigkeit, Benommenheit und Nierenversagen. Wenn Du derartige Symptome bemerkst, ist es wichtig, dass Ihr schnell eine tierärztliche Praxis aufsucht und Du im Idealfall weißt, welches Medikament das Tier zu sich genommen hat. Lasse niemals Medikamente frei zugänglich für Deinen Hund herumliegen.

Die richtige Einnahme von Medikamenten bei Hunden

Dass Hunde keine Medikamente einnehmen sollten, die für Menschen gedacht sind, heißt noch lange nicht, dass sie nie auf die Einnahme von Medikamenten angewiesen sind. Im Gegenteil: Es gibt Medikamente, die speziell auf ihren Organismus ausgelegt sind und bei akuten oder chronischen Krankheiten, Schmerzen oder nach Operationen häufig unverzichtbar sind. Häufig handelt es sich hierbei um Antibiotika, Schmerzmittel, Herzmedikamente, Entzündungshemmer oder Schleimlöser, die teilweise auch für das restliche Leben eingenommen werden müssen. Wichtig ist hierbei aber immer die Absprache mit einem:r Tierarzt/-ärztin, um dem Tier nicht zu schaden.

Tipps für die Medikamenteneinnahme

Grundsätzlich ist es wichtig, dass Du immer Ruhe und Gelassenheit ausstrahlst, denn Deine Stimmung wird sich auf Deinen Vierbeiner übertragen. Auch kann es helfen, Deinen Vierbeiner nach der Einnahme des Medikamentes immer mit Lob und/oder Leckerchen zu belohnen, damit er die erfolgreiche Medikamenteneinnahme mit etwas Positivem verknüpft. Tabletten und Kapseln, die ein Pulver oder eine Flüssigkeit beinhalten, sollen sich erst im Magen auflösen. Deshalb dürfen sie nicht zu lange im Maul des Vierbeiners verbleiben.

  • Ohne Hilfsmittel: Wenn Du nicht auf Hilfsmittel angewiesen bist, greifst Du am besten mit einer Hand über den Hundekopf zu seiner Schnauze. Wenn Du dann die Lefzen von beiden Seiten anfasst und leicht drückst, wird der Vierbeiner sein Maul öffnen. Nun kannst Du eine Tablette so weit wie möglich nach hinten in seinen Rachen legen, um direkt den Schluckreflex auszulösen. Funktioniert das nicht und Dein Hund tendiert dazu, das Medikament wieder auszuspucken, dann kannst Du auch leicht sein Maul zuhalten.
  • Gut versteckt: Wenn sich Dein Vierbeiner austricksen lässt, kannst Du das Medikament auch in etwas Wildborn Leberwurst, einem Stück Käse oder speziellen Leckerchen, die ein Loch für eine Tablette in der Mitte haben, verstecken. Im Idealfall verschlingt der Hund die Leckerei und das Medikament gleich mit. Aber Vorsicht! Einige Hunde sind sehr talentiert darin, die Tablette aus ihrem Versteck zu befreien und auszuspucken, während sie nur das Leckerchen tatsächlich zu sich nehmen.
  • Flüssige und pulverförmige Medikamente: Einige Medikamente gibt es auch in flüssiger Form oder sie dürfen zu einem Pulver zerkleinert werden. Das ist besonders praktisch, wenn Dein Vierbeiner Schwierigkeiten hat, Tabletten zu schlucken. In diesen Formen kannst Du das Medikament problemlos in das Futter, Wasser oder eine Lieblingsleckerei mogeln. Achte gerade beim Wasser jedoch darauf, dass es nicht zu viel ist, damit er auch alles aufnimmt und nichts daneben schlabbert. Das einzige Risiko bei dieser Darreichungsform ist, dass der Vierbeiner das Futter oder Getränk aufgrund des veränderten Geruchs nicht mehr zu sich nehmen möchte.
  • Augenmedikamente: Bevor Du Deinem Vierbeiner ein Augenmedikament gibst, solltest Du Dir immer die Hände waschen, um keinen Schmutz oder Bakterien in die Augen zu tragen. Möglichen Augenausfluss des Hundes solltest Du anschließend als erstes entfernen. Dann ziehst Du vorsichtig mit einer Hand das Augenlid nach unten, sodass sich eine Tasche bildet. In diese kannst Du Tropfen oder eine Salbe hineingeben. Achte darauf, dass Du mit der Tube möglichst nicht das Auge berührst. Das Medikament verteilt sich anschließend selbst, solange Du verhinderst, dass sich der Vierbeiner direkt über die Augen reibt.
  • Ohrenmedikamente: Das Geben von Ohrenpräparaten ist am einfachsten, wenn der Hund ein Halsband trägt. Wenn Du mit einer Hand gleichzeitig sein Halsband und ein Ohr anfasst, hast Du den Vierbeiner gut unter Kontrolle und kannst mit der anderen Hand die Ohrentropfen in den Ohrkanal geben. Die Flüssigkeit verteilt sich nun selbstständig im Gehörgang.

Bei der Medikamentengabe kann es hilfreich sein, wenn Dich jemand unterstützt. Zu zweit ist es leichter, das Tier zu fixieren und Du fühlst Dich nicht auf Dich allein gestellt. Wenn diese Tipps nicht helfen, kannst Du auch immer noch Deine:n Tierarzt/-ärztin um Rat bitten. Stellt diese:r fest, dass Dein Patient tatsächlich ein sehr schwerer Fall ist und hat ebenfalls keine hilfreichen Tipps, könnte auch das Umsteigen auf eine andere Medikamentenform, zum Beispiel Infusionen oder Injektionen, in Frage kommen. Mit viel Geduld, dem richtigen Medikament und der richtigen Technik wird Dein Vierbeiner sich mit Sicherheit schnell wieder erholen.