Trotzkopf Vierbeiner

Genauso wie bei uns Menschen ist die Pubertät auch bei Hunden eine herausfordernde Zeit für Hund und Halter*in. Damit Dich der Wandel vom süßen Fellknäuel in einen aufmüpfigen Teenager nicht so unerwartet trifft, ist es wichtig, Dich vorher zu informieren. Bleib geduldig, lege klare Regeln fest und zeige liebevolles Verständnis und ihr werdet gemeinsam die Lebensphase, in der Dein Vierbeiner nicht nur seinen Namen, sondern auch alle Benimmregeln vergisst, überstehen.

Hunde in den Flegeljahren

Je nach Rasse beginnt die Pubertät in einem Alter zwischen sechs und zwölf Monaten und endet erst nach mehreren Jahren. Große Rassen kommen etwas später in die Pubertät und bei Hündinnen fängt sie meist früher an, als bei Rüden. Der Übergang in die Adoleszenz ist meist fließend, wobei es je nach Rasse jedoch drei oder vier Jahre dauern kann, bis der Vierbeiner sozial und physisch erwachsen ist. Die Pubertät geht mit der Geschlechtsreife einher, Hündinnen werden zum ersten Mal läufig und die Rüden heben zum ersten Mal das Beinchen beim Urinieren und entwickeln das Interesse für das weibliche Geschlecht. Während Weibchen vor der ersten Läufigkeit anfangen zu Markieren und nervöser, aktiver, aggressiver werden oder sich zurückziehen, macht sich das vermehrte Testosteron beim Rüden durch das Markieren des Reviers und einer Tendenz zur Rüpelhaftigkeit bemerkbar.

Doch wieso werden aus unseren niedlichen Welpen über Nacht pubertäre Monsterchen? Das liegt daran, dass das Gefühlsleben durch neuronale Veränderungen durcheinandergerät, die durch Wachstumsschübe der Nervenzellen verursacht werden. Dadurch werden außerdem impulsive Handlungen ausgelöst. Hormonveränderungen lösen – wie bei uns Menschen – Stimmungsschwankungen aus und Umweltreize werden intensiver wahrgenommen. Hinzu kommt, dass Dein Hund nun selbstständiger wird und sich weniger an Dir orientiert, sondern Grenzen austestet.

Mögliche Verhaltensweisen Deines Hundes in der Pubertät

– Dein Hund markiert an Stellen, an denen es verboten ist: Manche Vierbeiner sind auf einmal nicht mehr stubenrein und vor allem Rüden beginnen in der Wohnung oder im Haus zu markieren.
– Beim Spaziergang werden Gerüche interessanter als alles andere.
– Das Spielverhalten wird ruppiger und Rüden rivalisieren vermehrt mit anderen männlichen Hunden.
– Bekannte Situationen, die vorher souverän gemeistert wurden, können plötzlich Angst oder Aggressionen auslösen.
– Das andere Geschlecht vernebelt auf einmal alle Sinne
– Verstärktes Jagdverhalten und beim Rückruf wird gerne auf Taub geschaltet

Bedeutung für die Erziehung

Am wichtigsten ist, dass Du in dieser Lebensphase die Geduld behältst und starke Nerven Verständnis zeigst. Rufe Dir in Erinnerung, dass die Flegelphase auch wieder vorbeigehen wird. Trotzdem solltest Du Deinem Liebling sein Fehlverhalten nicht durchgehen lassen, sondern weiterhin zeigen, dass Du das Rudel führen kannst. Verzweifle nicht, wenn Dein Vierbeiner alles bisher Erlernte wieder vergisst, denn mit viel positiver Verstärkung kann das Wissen wieder aufgefrischt werden. Negative Erfahrungen oder Interaktionen solltest Du in der Pubertät Deines Hundes vermeiden, da Erlebnisse in dieser sensiblen Phase ihn stark prägen können. Das kannst Du außerdem nutzen, um Eure Beziehung zueinander zu vertiefen. Sei außerdem aufmerksam, wenn Deine Fellnase mutiger wird, sich jedoch gleichzeitig bei Gefahrensituationen verschätzt. Nun benötigt er Deinen Schutz besonders.

Wenn Du in dieser Zeit, wie viele andere Hundehalter*innen, über die Kastration nachdenkst, beachte, dass diese nicht zu früh erfolgen sollte, weil die Hormone nicht nur für die Geschlechtsreife, sondern auch für die physische und soziale Entwicklung eine große Rolle spielen. Natürlich ist es angenehm, dass das Sexual- und Territorialverhalten von Hunden abnimmt, wenn sie kastriert sind, allerdings liegt der Ursprung für problematische Verhaltensweisen häufig eher in der Erziehung. Außerdem ist es laut § 6 des Tierschutzgesetzes verboten, Eingriffe bei Hunden aus rein prophylaktischen Gründen durchzuführen, um Erziehungsprobleme zu beheben oder Krankheiten vorzubeugen. Eine medizinische Notwendigkeit muss vorhanden sein, damit eine Kastration ausgeführt werden darf, der Wunsch nach einer Verhaltensänderung reicht hier nicht aus.