Deinen Hund besser verstehen

Was verrät uns die Ohrenstellung der Vierbeiner?

Kannst Du mit den Ohren wackeln? Wenn ja, kannst Du Deine Ohren schon mehr bewegen als 80 – 90 % der Menschen. Wie gut, dass wir uns in der Regel gut über Sprache verständigen können und unsere Ohren dabei nur zum Hören benötigen. Anders sieht das allerdings bei unseren Vierbeinern aus. Zwar sind ihre Ohren natürlich auch primär zum Hören da und das Spitzen der Ohren kann deshalb auch einfach bedeuten, dass sie ein Geräusch besser wahrnehmen möchten, doch Hunde können ihre Ohren auch durch vielfältige Bewegungen zur Kommunikation einsetzen. Wenn Du lernst zu verstehen, was Dein Hund mit seiner Ohrenstellung ausdrücken möchte, kannst Du nicht nur besser auf seine Gefühle, Stimmungen und Bedürfnisse eingehen, sondern dadurch auch Eure Bindung zueinander stärken.

Wie bei anderen Signalen unserer Vierbeiner, wie dem Schwanzwedeln, ist es auch bei der Ohrenstellung jedoch wichtig, seine gesamte Körperhaltung sowie weitere Signale und Verhaltensweisen bei der Interpretation zu berücksichtigen. Zudem haben verschiedene Hunderassen auch verschiedene Ohrenformen, die unterschiedlich beweglich und aussagekräftig sind. Die flexiblen und spitzen Ohren Deutscher Schäferhunde können beispielsweise mehr ausdrücken als Schlappohren, versteckte oder steife, große Ohren. Welche Form die Ohren Deines Vierbeiners haben hängt mit seiner Genetik zusammen, kann jedoch auch durch die Ernährung, Parasiten, Entzündungen oder Traumata beeinflusst werden.

Was bedeutet welche Ohrenstellung?

Natürlich solltest Du bei der Interpretation der Ohrenstellung Deines Vierbeiners neben seinem Gesamtbild auch seine individuellen Eigenarten berücksichtigen. Du kennst Deinen Liebling schließlich am besten. Zur Orientierung haben wir Dir jedoch eine Liste mit verschiedenen Ohrenstellungen und ihren Bedeutungen zusammengestellt. Zudem haben wir häufig verschiedene andere Hinweise ergänzt, die Dir helfen können, die ausgedrückten Emotionen besser nachzuvollziehen und mit ihnen richtig umzugehen.

  • Entspannung, Freundlichkeit und Unbesorgtheit: Entspannung spiegelt sich in entspannt seitlich herabhängenden Ohren wider. Bei dieser Ohrenstellung fühlt sich Dein Vierbeiner sicher und vertraut in seiner Umgebung. Wenn Du ihn streichelst und seine Ohren entspannt hängen, zeigt das sein Vertrauen und seine Zuneigung zu Dir. Zusätzlich blickt der Vierbeiner häufig sanft, wedelt gegebenenfalls leicht mit dem Schwanz, hat eine lockere Körperhaltung und einen sanft geschlossenen oder leicht geöffneten Mund.
  • Aufmerksamkeit oder Neugier: Wenn die Ohren auf- oder leicht nach vorne gerichtet sind, nimmt Dein Vierbeiner seine Umgebung intensiv wahr und ist bereit neue Eindrücke aufzunehmen. Er zeigt seine Aufmerksamkeit und Neugier und ist offen für Interaktionen. Er kann in diesem Zustand gut auf neue Reize reagieren.
  • Aggression, Warnsignal: Wenn Dein Vierbeiner seine Ohren nach vorn richtet und steif aufstellt oder spitz und steif anlegt, ist das ein Zeichen für Erregung. Diese kann positiv und von Begeisterung getrieben sein, wie wenn Du ihm einen Ball zuwirfst oder er aufmerksam und neugierig ist, wie oben beschrieben. Zusammen mit einem steifen Körper, geschlossenen Maul und einem starren Blick solltest Du diese Ohrenstellung jedoch eher als Warnsignal verstehen. Eine typische Situation hierfür ist die Begegnung mit einem Hund, den Dein Vierbeiner nicht leiden kann. Mit seiner Körperhaltung zeigt Dein Hund seine Anspannung, Aufgeregtheit und potenziell auch Aggression. Er macht sich bereit, etwas zu jagen oder aggressiv vorzuschnellen. In derartigen Situationen ist Vorsicht geboten. Dein Vierbeiner könnte denken, sich verteidigen zu müssen und kampflustig sein. Zeigt er dieses aggressive Verhalten häufiger ist es wichtig, dass Du ihn trainierst, damit von ihm keine Gefahr ausgeht. Zertifizierte Hundeverhaltensexpert:innen können Dir dabei behilflich sein.
  • Angst, Unwohlsein und Unsicherheit: Wenn Dein Vierbeiner hingegen seine Ohren seitlich anlegt oder abflacht, bedeutet das, dass er sich unwohl, unsicher oder bedroht fühlt. Das kann vor allem dann passieren, wenn er in einer fremden Umgebung ist oder eine fremde Person in sein Zuhause eindringt. Begleitet wird diese Ohrenstellung häufig durch einen niedrigen Schwanz, eine in Falten gelegte Stirn und einen besorgten Blick sowie ein geschlossenes Maul oder Hecheln. Wenn Du wahrnimmst, dass Dein Vierbeiner derartige Signale sendet, ist es wichtig, dass Du darauf einfühlsam und geduldig reagierst. Gib ihm Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen und seine Sicherheit zurückzuerlangen. Dabei kannst Du ihm helfen, indem Du selbst Offenheit und Zufriedenheit ausstrahlst und mit einer ruhigen Stimme mit ihm sprichst. Auch ihn ausgiebig schnüffeln zu lassen kann ihm ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.
  • Sorge, Unsicherheit: Unsicherheit kann sich auch in wechselhaften Ohrenstellungen widerspiegeln. Der Vierbeiner dreht seine Ohren in alle Richtungen, weil er nicht weiß, wie er in einer Situation reagieren soll und möglichst alles hören möchte, was um ihn herum passiert. Häufig ändert sich auch seine Körperhaltung immer wieder, er lehnt sich vor und zurück und schaut nervös. Dieses Verhalten kannst Du insbesondere in neuen Umgebungen mit neuen Geräuschen, Gerüchen und Bewegungen beobachten.
  • Sehr unwohl, Fluchtinstinkt, Aggression: Besonders intensives Unwohlsein, das Aggressionen oder das Bedürfnis, der Situation zu entkommen auslösen kann, demonstriert Dein Hund Dir durch extrem abgeflachte oder sehr eng angelegte Ohren. Er macht sich bereit zum Angriff oder für die Flucht, sein Schwanz ist steif und wedelt möglicherweise steif. Auch seine Körperhaltung ist steif, niedrig und nach vorn gerichtet, seine Nackenhaare stellen sich auf. Vielleicht hast Du dieses Verhalten schon einmal auf dem Weg zur tierärztlichen Praxis, in lauten Menschenmengen oder beim ersten Mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren bemerkt. Besonders Tierheimhunde könnten auch eine traumatisierende Vergangenheit haben. Wenn sie in einer Situation an dieses Trauma erinnert werden, zeigen sie meist eine ähnliche Körperhaltung und Ohrenstellung wie hier beschrieben. Wenn möglich solltest Du Dich bei diesen Anzeichen mit Deinem Vierbeiner aus der stressigen Situation entfernen und so gut wie möglich versuchen, ihn zu beruhigen. Dabei können Ablenkungen, Streicheleinheiten oder eine Aromatherapie helfen.
  • Unterwürfigkeit: Ähnlich wie bei Unwohlsein legt der Vierbeiner seine Ohren flach an seinen Kopf, um seine Unterwürfigkeit zu demonstrieren. Das kann beispielsweise in dominanten oder bedrohlichen Situationen vorkommen, wenn Dein Vierbeiner hier eher ängstlich und unterwürfig reagiert. Er möchte dann die Situation über seine Ohrenstellung beschwichtigen. Du kannst ihm helfen, mit der Situation zurechtzukommen, indem Du selbst Ruhe ausstrahlst und ihm zeigst, dass er nicht in Gefahr ist.